29. Januar 2008

Dynamite Deluxe – TNT (Review)

Seitdem Samy Deluxe, Tropf und Dynamite die Bombe platzen ließen und ihr Comeback-Album „TNT“ ankündigten, merkte man in den einschlägigen Webforen, dass die Vorfreude immer weiter ins Unermessliche stieg und ein in diesem Bereich bis dato vielleicht noch nie da gewesener Hype erzeugt wurde.

2008 ist deluxe

Geschickte Vermarktungsstrategien wie das Veröffentlichen eines Album-Countdowns, Gratis-Promotracks und vermeintliche Stalker-Videos bei Youtube waren hierbei sicherlich auch behilflich. Wie auch immer – das Warten hat sich gelohnt!

Was 2000 mit dem legendären „Deluxe Soundsystem“ begann, findet seine Fortsetzung im wahrsten Sinne des Wortes im „Ersten Song“ der neuen „TNT“-Platte. Dieser epochal-anmutende Track übernimmt nämlich als Intro die letzten Zeilen des letzten Tracks vom letzten Album. Damit soll wohl symbolisiert werden, dass „TNT“ zwar immer noch „deluxe“ ist, aber kein Neuaufguss des Erstlings, sondern viel mehr eine Weiterentwicklung („Dies ist kein Comeback, sondern ein Kreis der sich schließt“) – wie die Drei in diversen Interviews auch mehrmals betonten. In „Newcomer des Jahres“ stellen sich Dynamite Deluxe all denen vor, die die Hamburger Truppe bisher nicht kannten. Zusammen mit Jan Delay aka. Eizi Eis folgt nun mit „Alles Bleibt Anders“ der einzige Feature-Track auf dem Album.

Nach der „Boombox“, in der die gute alte Zeit auf einem Oldschool-Beat gefeiert wird, kommt mit „Komma Klar“ eine Art „V.I.P. Part 2“. Einen thematisch ähnlichen Track hatte Samy bereits auf einem seiner Hamburgs Finest Mixtapes. Das passt leider weniger ins Konzept – genauso wie der „Ami“-Flavour, den der Track ausstrahlt. Mit dem schnellen „Weiter“ folgt eine Dancehall-Bombe. Hier wurde ziemlich an Sams Stimme rumgeschraubt – teilweise hört man schon fast so Effekte à la Cher („Believe“).

Nun geht es wieder mit „Mein Problem“ etwas ruhiger zu. Mit einem Sample der Reggae-Legende Dennis Brown entsteht hier der Lovesong des Albums. „Ab und Zu“ ist hingegen wieder ein absoluter Kopfnicker. Wenn ein Song mal aggressiv zum Kopfnicken bewegt, dann ist es dieser. Auf einem total minimalistischen Beat lässt hier Rapper Samy seinen grandiosen Flow wandern und beweist, dass er zu Recht für selbigen bekannt ist. Außerdem drücken Lines wie „teure Uhr am Arm, denn Zeit ist Geld“ und die überproportionale Betonung der Reimsilben einem geradezu ein Lächeln ins Gesicht.

Die erste Singleauskopplung „Dynamit!“ sollte ja inzwischen allen geläufig sein. Zwar vom Inhalt her sicherlich nicht der erfüllendste Track, aber dieses Brett von einem innovativen Beat sucht sicherlich seinesgleichen in der deutschen Rapszene. Mit ähnlicher Power und Energie macht „Der Thron Ist Meiner“ weiter und wirkt als klare Ansage warum Samy Deluxe der beste MC ist. Mit dem jazzigen „Letzter Song“, in dem Sam darüber nachdenkt, was er in seinem letzten Song der Welt mitteilen und bei wem er sich bedanken wolle, klingt das Album aus. 45 Minuten deutschen HipHop auf hohem Niveau finden ihr Ende und hinterlassen eindrucksvoll, dass „Dynamite Deluxe 2008“ nicht ohne Grund so gehypt wurde.

Neben Samys Flow sind die heimlichen Helden von „TNT“ die grandiosen Beatproduktionen, die Tropf und Dynamite gezaubert haben. Um den Tracks den letzten technischen Schliff zu verpassen, sind die beiden sogar zum Mastern nach Atlanta geflogen. Hat sich gelohnt. Der Sound boomt und klingt super klar.

Fazit


Note „Sehr gut“ mit kleinen Abzügen, aber auch nur aufgrund des relativ engen Themen-Korsetts. Ansonsten ein sehr anspruchsvolles Album, das es schafft auf voller Länge zu überzeugen. Man merkt, dass Samy seinen „Ami“-Style abgelegt hat. Er klingt nicht mehr so gelangweilt und hat wieder Power in seinen Raps. Auch Dynamite und Tropf haben ihr Können extrem unter Beweis gestellt. Musikalisch steht das Album Samys Skills in nichts nach. „Deluxe Soundsystem“ ist, wie eingangs erwähnt, für viele Fans DAS Album, das sie zum Hiphop brachte. Vielleicht gelingt „TNT“ das ja auch. In Zeiten in denen es fast nur noch Gangsta-Rap gibt, der HipHop in der Öffentlichkeit präsentiert, wäre es den Jungs eigentlich nur zu wünschen, dass ihr Album auch kommerziell ein Erfolg wird.

Dieser Beitrag ist ursprünglich am 29.01.2008 auf mixedmusic.de erschienen.