13. Oktober 2008

Deichkind – Aufstand im Schlaraffenland (Review)

Deichkind setzen nach ersten Electro-Ausflügen auf „Noch fünf Minuten, Mutti!“ nun vollends auf die elektronische Schiene. „Aufstand im Schlaraffenland“ hat nicht mehr so viel mit Hiphop zu tun wie die bisherigen musikalischen Deichkind-Veröffentlichungen.

Synthie-Aufstand der Deichkinder im Partyrausch

Thematisch geht es jetzt in erster Linie um Drogen, Partys und Remmidemmi. Wer bereits ein Deichkind-Konzert besucht hat weiß sicher was die Hamburger Jungs unter Party machen verstehen: Durchdrehen, Abspacken und ungenierte Exzessivität. Galt die Single „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ kurz nach erscheinen noch eher als Partysong für Hartgesottene, avancierte der Track mittlerweile sogar zur Dorfdisco-Hymne. „Yippie Yippie Yeah, Krawall und Remmidemmi“ – ich kann mir wunderbar vorstellen wie der Song auf Hauspartys von jugendlichen Kids läuft, die Sturmfreiheit ohne jegliche Grenzen ausleben.

Wie bereits angedeutet haben auch die übrigen Tracks thematisch wenig Abwechslung zu bieten. Wenn man „Aufstand im Schlaraffenland“ aber als experimentelles Konzeptalbum betrachtet geht dies dennoch in Ordnung. Betäuben tun sich Deichkind übrigens nicht nur alleine, sondern auch gerne zusammen mit Sängerin Sarah Walker, die „Ich betäube mich“ in bester NDW-Manier gesanglich passend unterstützt. Ein weiterer auffälliger Titel ist die Liebeserklärung an den „Silberweidenpark“. Musikalisch klingt der Song in Begleitung der Akustik-Gitarre eher nach Pop-Ballade als nach dem von Deichkind selbst als TechRap bezeichneten üblichen Stil-Mix. Um das Rap-Genre nicht komplett abhanden kommen zu lassen, wurde bei „Prost“ mit Das Bo Unterstützung aus dem Hiphop-Kosmos geholt. Von der humoristischen Art her ist der „Türlich, Türlich“-Rapper sicher eine gute Wahl – tut er doch das Album-Korsett etwas auflockern.

Abschließend betrachtet bietet „Aufstand im Schlaraffenland“ keine Mainstream-Kost für Jedermann. Wenn man sich auf die oft albern wirkenden, insgesamt auch sehr experimentellen Songs einlassen kann, wird man halbwegs mit der Electronic Super Dance Band zurechtkommen. Frühere Fans aus „Als Deichkind noch Hiphop war“-Tagen lassen besser die Finger davon!

Dieser Beitrag ist ursprünglich am 13.10.2018 auf mixedmusic.de erschienen.